Transkription


Abb. 24 Transkription

Hedwig Weiß

6. Transkription - Warum?

Die Analyse von Gesprächen ist eine alltägliche Handlung: Sie wird praktiziert, wenn es darum geht, den Inhalt eines Gesprächs zu erfassen. Durch diese "Aufzeichnung" im Gedächtnis der Beteiligten wird es erst möglich, einem Gespräch zu folgen oder Rückbezüge auf getätigte Aussagen herzustellen.

In der direkten Beobachtung und "Aufzeichnung" kommt es aber zu Kürzungen, die Wahrnehmung ist durch Erwartungen, Motivationen und anderes verzerrt.

Für die objektive Beschreibung von Unterrichtsaufzeichnungen (Audio, Video) ist es notwendig, Transkripte anzufertigen. Diese können dann ohne umständliche Wiedergabe (Vor- und Zurückspulen) einen Überblick über den Gesprächsverlauf geben.

Dabei gilt es nicht, das Gespräch bei der Transkription nicht zu korrigieren, sondern einfach grafisch festzuhalten.

Auf den folgenden Seiten werden Transkriptionsregeln (nach Stadler, Helga) zur Arbeit mit Unterrichtsvideos vorgestellt, die bei der Unterrichtsanalyse im Rahmen von Pädagogischen Praktikas an der Universität Wien zum Einsatz kommen.

 

6.1 Allgemeine Transkriptionsregeln

Abb. 25 Der Klassen Sitzplan als Option zum Eintragen der Siglen

Abb. 26 Frageintonation steigend

Jeder Wortmeldung ist eine Sigle für die Sprecherin/den Sprecher vorangestellt.

Zur Darstellung der verbalen Äußerungen wird die modifizierte orthographische Transkription bevorzugt. Sie ist weitgehend leicht lesbar, erfasst aber gleichzeitig die kommunikativ relevanten Besonderheiten der gesprochenen Sprache.

Die literarische Umschrift, die für die Wiedergabe von Mundart verwendet wird, funktioniert auf sehr ähnliche Weise.

 

6.1.1 Beispiel

S: na heutzutage find ich ist viel zu viel auf Wettbewerb, also jeder will sich mitn andern vergleichn oder messn

 

6.2 TS-Regeln Intonation

? Frageintonation, steigend

! Ausruf

, halbsteigende Intonation

. fallende Intonation

- gleichbleibende Intonation

 

6.3 TS-Regeln Pausen

(.) kurzes Absetzen innerhalb oder zwischen zwei Äußerungen

(..) kurze Pause (ca. 2 sec)

(...) kurze Pause (ca. 5 sec)

(x sec) Pause von x sec Dauer

 

6.4 TS-Regeln Betonung

= auffällige Bindung

jA FRAge dynamische Hervorhebung von Wort/Silbe/Laut ja: ach so: Dehnung einer Silbe oder eines Lauts generell in kleinbuchstaben transkribieren! generELL in (.) KLEINbuchstaben transkribieren!

 

6.5 TS-Regeln Sonstiges

6.5.1 Überlappung

S1: hal[lo da

S2:      [das ist     Überlappung

 

6.5.2 Unsichere Passagen

Abb. 27 <lachend>

(?erstmals)       unsichere Transkription

(?.....)                 unverständliche Passage

 

6.5.3 Kommentare, Nonverbales

<lachend>      Kommentar

<steht auf>     nonverbale Handlungen

 

6.6 Partiturnotation

Die Partiturnotation dient dazu, Überlappungen übersichtlich darzustellen.

Für jede Sprecherin/jeden Sprecher wird eine Zeile verwendet; die Reihenfolge der Äußerungen wird in den Partiturzeilen dargestellt.

 

6.6.1 Beispiel Partiturnotation

 

Abb. 28 Partiturnotation

 

Literatur

Deppermann, Arnulf (1999). Gespräche analysieren. Eine Einführung in konversationsanalytische Methoden. Opladen: Leske + Budrich. (Qualitative Sozialforschung Bd. 3)

Henne, Helmut; Rehbock, Helmut (2001). Einführung in die Gesprächsanalyse. Berlin, New York: de Gruyter. (de Gruyter Studienbuch)

Stadler, Helga (2005). Physikunterricht am Anfang der Oberstufe – Analysen und ein Neubeginn. In: Nimm doch mal die Kamera!: zur Nutzung von Videos in der Lehrerbildung; Beispiele und Empfehlungen aus den Naturwissenschaften. Manuela Welzel ... (Hrsg.). - Münster [u.a.]: Waxmann, S. 204

 

Abbildungsverzeichnis

  • Abb. 24 Transkription © Cornelia Menichelli, www.pixelio.de
  • Abb. 25 Sitzplan-Namen © DO Materialien
  • Abb. 26 Frageintonation steigend © Gerd Altmann, www.pixelio.de
  • Abb. 27 Lachend © berwis, www.pixelio.de
  • Abb. 28 Partiturnotation © Hedwig Weiß, Universität Wien