1. Das Österreichbild in den AV-Medien für den GSKPB-Unterricht und seine Repräsentanz bei AHS-Schülerinnen und Schülern“. Mitarbeiter/innen in dem vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank geförderten Projekt (9/2014-8/2017) waren: Eva Bruckner, Thomas Harbich, Florian Kragolnik, Alexander Sperl und Martin Zusag; Klaus Edel, Bettina Paireder, Hanna-Maria Suschnig sowie 14 Lehrer/innen an 8 AHS in Graz und Wien.

2. Man könnte den Unterschied zwischen dem Bauplan der DNA und den dynamischen Prozessen des Beschreibens und Ablesens der Strukturen der DNA vergleichen mit dem Unterschied zwischen der formatierten Festplatte eines PCs und dem Prozess des Beschreibens und Ablesens dieser Festplatte: Erst das Beschreiben der Festplatte, und insbesondere die Formen der Benutzung der gewählten Programme bestimmen die Funktionalität und die individuellen Anwendungsbereiche dieses PCs.

3. Im Interesse der Lesbarkeit wird bei Aufzählungen und typisierenden Beschreibungen die männliche Form verwendet.

4. Die einschlägigen Bände der bei Kindler zwischen 1976 und 1981 erschienenen fünfzehnbändigen Enzyklopädie „Die Psychologie des 20. Jahrhunderts“ widmen dem Begriff „Charakter“ keinen einzigen Beitrag mehr (Zeier 1984; Steiner 1984; Spiel 1986). Einen ähnlichen Befund ergibt die Sichtung der aktuellen Literatur zur Lernpsychologie (vgl. z.B. Kiesel & Koch 2012).

5. Der Begriff ‚Geschlechtscharakter‘ findet sich erstmals im Brockhaus-Conversations-Lexikon von 1815. Mit dem Begriff werden die angeblich typischen Eigenschaften eines Mannes oder einer Frau so beschrieben, als wären sie von Natur vorgegeben und würden aus dieser Natur heraus zugleich die psychische Disposition („das Wesen“) eines Mannes oder einer Frau begründen. Die ‚Geschlechtscharaktere‘ waren eine Konstruktion von Literaten der deutschen Klassik (beispielsweise bei Schiller, Würde der Frauen), welche in der Phase des Zerfalls patriarchaler sozialer Ordnung mittels der ‚Geschlechts-Charaktere‘ die zukünftigen gesellschaftlichen Rollen von Männern und Frauen bestimmt sehen wollten.

6. Erste Brüche zeigten sich zu Anfang der 1990er-Jahre hinsichtlich der Affinität zur Musik, die als charakteristisches Element des Selbstbildes verschwunden war. (Bruckmüller 2018, 9f )

7. Auch Sedimentationshypothese

8. Vgl. https://www.volkskundemuseum.at/onlinesammlungen/oemv30905  (9.7.2021)

9. Die Stereotype sind für heutiges Empfinden z.T. drastisch gewählt, wenn z.B. in der Rubrik ,Sitten‘ sowie ,Verstand‘ der Spanier ,hochmüthig‘ aber ,klug und weiß‘, der Frantzoß ‚leichtsinnig‘ aber ,virsichtig‘, der Wälische ,hinterhältig‘ aber ,scharffsinig‘, der Teusche ,ofenherzig‘ und ,witzig‘ etikettiert werden.

10. Zur Nationswerdung vgl. Bruckmüller 1984 und 1998; zur Staatsbildung vgl. Stourzh 1975, 1990.

11. Die Republik wurde von der provisorischen Nationalversammlung am 12. November 1918 zwar als ‚demokratische Republik Deutschösterreich‘ ausgerufen (Artikel 1), auf Verlangen der Alliierten hieß der neue Staat auf Basis der Friedensschlüsse von St. Germain ab Oktober 1919 und seither ‚Republik Österreich‘.

12. Im Sinne der Sprachnation hier im Gegensatz zu Tschechen, Ungarn, Polen, Slowenen etc.

13. Karl, auch Carl Brockhausen (1859–1951), Universitätsprofessor für Verwaltungsrecht an der Universität Wien; Mitbegründer der ‚Internationalen Rundschau‘ (1915–1918), ein überzeugter Liberaler, der sich u.a. für Pazifismus und Völkerverständigung in Europa einsetzte.

14. Auf die tiefenpsychologische Bedeutung dieser Beschreibung der politischen Aufteilung der Habsburgermonarchie als ‚Amputation‘ analog einer ‚Kastration‘ darf hier verwiesen werden.

15. Wildgans, Anton (1930). Rede über Österreich, online abrufbar unter www.antonwildgans.at/page87.html (17.05.2021). Die Rede war zum elften Jahrestag der Republiksgründung am 12. November 1929 geschrieben und in der ‚Neuen Freien Presse‘ publiziert worden. Sie wurde als Rundfunkansprache zum Neujahrstag 1930 gesendet und fand ein unerwartet großes Echo.

15a. Wildgans, Anton (1930). Rede über Österreich Autor und Redner (Ausschnitte) https://www.mediathek.at/katalogsuche/suche/detail/atom/135E8715-332-002CB-000004A4-135DCBB9/pool/BWEB/

16. zitiert nach http://www.antonwildgans.at/page87.html  (9.7.2021)

17. zitiert nach http://www.antonwildgans.at/page87.html  (9.7.2021)

18. der Nachbereitung der AHS-Studie 2016 fragten wir die Schüler/innen, ob sie sich mehr als Österreicher/innen oder mehr als Europäer verstehen. In der Tendenz bekamen wir als Antwort ein „Sowohl als auch“, „ich verstehe mich als österreichischen Europäer“ u.ä. – Diese Antworten bezogen sich allerdings nicht auf das Europa-Bild der frühen 1930er-Jahre, sondern auf ihre aktuellen Kenntnisse über Europa, die Europäische Union und die globale Rolle Europas.

19. Anton Reichel (1877–1945), Kunsthistoriker und Komponist; ab 1934 stv. Direktor, ab 1942 definitiver Direktor der graphischen Sammlung Albertina; verhinderte laut dem Österr. Biograph. Lexikon in den späten Kriegsjahren den Zugriff der Nationalsozialisten auf die Sammlung.

20. In vielen Varianten findet sich der Topos der ‚Türkenbefreiung‘ bis heute in (fast) allen Schulbüchern der Volksschule.

21. Wer allerdings die „kleineren Völker“ in Mittel- und Osteuropa im Jahre 1945 gewesen sein sollten, ist schwer zu eruieren: weder die Tschechoslowakei, noch Ungarn, noch Jugoslawien waren kleiner als Österreich; Bulgarien, Rumänien und Russland und die Türkei wohl auch nicht.

22. Im Sinne der Sprachnation hier im Gegensatz zu Tschechen, Ungarn, Polen, Slowenen etc.

23. In diesem Zusammenhang ist mit konkretistisch gemeint, etwas das dem psychischen Empfinden entspricht auch im materiellen Sinn zu verstehen.

24. Lediglich der derzeit erfolgreiche volkstümelnde Schlager übertrifft diese Karikaturen und mahnt, dass derart konkretistische Beschreibungen keineswegs ausschließlich die Identitätssuche der frühen 1920er-Jahre betraf.

25. Zur inzwischen langen Forschungstradition dieser Art von Meinungsumfragen vgl. Bruckmüller & Diem (2020, 6–13)

26. eigentlich: „das Begehren“ – le désir

27. Deutsche Übersetzung online unter: https://backend.univie.ac.at/index.php?id=154968  (14.7.2021)

28. Vgl. Nietzsches’ Vom Nutzen und Nachteil der Historie fürs Leben 1874.

29. Man nannte die Psychologie, die sich nicht mit dem Seelenleben des Einzelnen, sondern mit den psychischen Phänomenen in einer größeren Gemeinschaft beschäftigte, „Massenpsychologie“.

30. Freud hat diese Abhandlung 1921 publiziert, sie entstand also unmittelbar unter den Eindrücken des Zerfalls der Habsburgermonarchie.

31. Deutsche Übersetzung online unter https://backend.univie.ac.at/index.php?id=154969  (14.7.2021)

32. substanzialisierbar – etwas dinglich festzumachen

33. Angelehnt an die Studie von Pierre Nora erschien für Österreich in den Jahren 2004 und 2005 das von Emil Brix, Hannes Stekl und Ernst Bruckmüller herausgegebene dreibändige Werk Memoria Austriae.

34. Deutsche Übersetzung online unter https://backend.univie.ac.at/index.php?id=154900  (14.7.2021)

35. Vgl. den Titel der deutschen Übersetzung: Nora, Pierre (2012). Erinnerungsorte in Frankreich, München: C.H.Beck.

36. In einer jüngeren Publikation schreibt Alaida Assmann (2018) mit Bezug zu Noras Werk nun von ‚Erinnerungsräumen‘.

37. Deutsche Übersetzung online unter https://backend.univie.ac.at/index.php?id=154901  (14.7.2021)

38. Deutsche Übersetzung online unter https://backend.univie.ac.at/index.php?id=154971  (14.7.2021)

39. Deutsche Übersetzung online unter https://backend.univie.ac.at/index.php?id=154972  (14.7.2021)

40. Diese nationale Erinnerung(skultur) wird – insbesondere in der deutschsprachigen Historiographie – bis heute zumeist fälschlich als ‚Nationalgeschichte‘ verstanden.

41. online unter https://www.mediathek.at/atom/136CD96C-255-000ED-00000518-136C4C37  (24.6.2021)

42. online unter https://www.youtube.com/watch?v=Ty8eoEgQJQg  (24.6.2021)

43. online unter https://www.mediathek.at/atom/135184C0-2A9-00076-00000530-13509CBA  (24.6.2021)

44. Unter https://www.mediathek.at/atom/015C5D1D-222-002CE-00000D00-015B7F64  (7.7.2021) ist die akustische Version der Rede abrufbar, die Abschrift der Rede in zwei Teilen befindet sich online unter https://backend.univie.ac.at/index.php?id=155021  (Teil 1) sowie https://backend.univie.ac.at/index.php?id=155024  (Teil 2) (beide: 15.7.2021)

45. Die Rede am Trabrennplatz war zeitlich mit dem Allgemeinen Deutschen Katholikentag koordiniert, der in derselben Woche (7.–12. September 1933) in Wien stattfand und zahlreiche Delegierte aus den Bundesländern nach Wien gebracht hatte. Viele von ihnen nahmen an der Kundgebung der Vaterländischen Front am Trabrennplatz teil. Verknüpft wurden die Feierlichkeiten mit einer Gedenkveranstaltung zur sogenannten 500-Jahr-Feier des Stephansdoms und zur 250-Jahr-Feier des Endes der Belagerung Wiens durch Truppen des Osmanischen Reiches (sogenannte ‚Zweite Türkenbelagerung‘). – Die 500-Jahr-Feier für den Stephansdom ist historisch fiktiv, im Jahr 1433 wurde lediglich der Südturm vollendet. Der Initiator des Katholikentages, Kardinal Innitzer, der das Dollfuß-Regime von Anfang an unterstützte, erklärte den Stephansdom bei Wiedereröffnung 1952 zum ‚Nationalheiligtum‘ und zum sichtbaren Symbol für die Einheit des Landes.

46. Die Regierung Dollfuß nutzte die Geschäftsordnungskrise des Parlaments am 4. März 1933 zur Ausschaltung des Parlaments und zur Machtübernahme. Bereits am 7. März 1933 proklamierte die Regierung Dollfuß, von der Parlamentskrise nicht betroffen zu sein und fortan auf Basis des Kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes vom 24.7.1917 zu regieren. Die für 15. März 1933 vom Dritten Nationalratspräsidenten, Dr. Sepp Straffner (Großdeutsche), einberufene Sitzung des Nationalrats wurde von den christlich-sozialen Abgeordneten boykottiert, Polizei sollte die Abgeordneten von Sozialdemokraten und Großdeutschen am Betreten des Parlaments hindern, der Sitzungssaal des Parlaments wurde von rund 200 Kriminalbeamten geräumt.

47. Deutsche Übersetzung online unter https://backend.univie.ac.at/index.php?id=154974 (14.7.2021)