Inhalt, Thema, Content


 Alois Ecker

4. Inhalt, Thema, Content

Aus didaktischer Sicht ist das Thema ein Ordnungsprinzip, nach dem die Inhalte gruppiert, die Argumentation aufgebaut und das Fachwissen geordnet wird. Wird ein Thema so formuliert, dass es den Erwartungen einer konkreten Zielgruppe an den Unterricht nahe kommt, ist eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen des geplanten Lernprozesses geschaffen.

Dieses Kapitel beschreibt zentrale Planungsschritte der Unterrichtsvorbereitung: die Wahl des Themas, die Selektion der Inhalte, die Informationsrecherche, den Aufbau der fachlich-inhaltlichen Argumentation sowie den kritischen Umgang mit Quellen.

 

4.1 Bestimmung des Themas

Abb. 52 Kriterien der Themenwahl (Ein Beispiel für die Anwendung dieser Kriterien finden Sie unter 4.1.1)

Abb. 53 KriterienThema

Themen haben sowohl in Bezug auf die vermittelte Fachinformation wie auch in Bezug auf die Entwicklung der Kommunikation in der Zielgruppe strukturgebende Funktion. Sowohl für die/den Lehrende/n als auch für die Schüler/innen oder Studentinnen/Studenten ist die Wahl eines passenden Themas daher ein entscheidendes Kriterium für die Motivation, sich im Unterricht zu engagieren. Die Wahl des Themas hängt zum einen eng mit den formulierten Lehr- oder Lernzielen zusammen, zum anderen mit der Interessenslage sowie dem Wissens- und Erfahrungsstand der Adressatinnen/Adressaten. Im allgemeinen sollten für die Themenwahl folgende Kriterien berücksichtigt werden:

 

4.1.1 Kriterien der Themenwahl

  • Gegenwartsrelevant: Im Gegensatz zur historischen Forschung hat die Frage nach der Gegenwartsrelevanz in der Geschichtsdidaktik große Bedeutung. Jeder Themenvorschlag muss daher diesem Kriterium entsprechen.
  • Repräsentativ: Die mit dem Thema verbundenen Fragestellungen sollte jedenfalls für eine größere Gruppe der Adressatinnen/Adressaten Bedeutung haben. Über diese gruppenspezifische Relevanz hinaus ist jedoch seine gesellschaftliche bzw. kulturelle Repräsentativität zu berücksichtigen.
  • Sinnvoll: Das Thema soll eine aktuelle Sinnfrage der Zielgruppe berühren. Für die Motivation der Zielgruppe ist dieses Kriterium entscheidend. Ob mit dem Thema eine solche Sinnfrage der Gruppe berührt wird, kann über eine adäquate Adressatinnen-/Adressatenanalyse geklärt werden.
  • Institutionell wertvoll: Hat das Thema seine Stellung im Curriculum bzw. im Lehr- oder Studienplan, ist die Bearbeitung von dieser Seite her aufgewertet. Das Interesse der Teilnehmer/innen wird möglicherweise aber zu innovativen Themen tendieren, daher ist dieses Kriterium nur als zusätzlich motivierender Faktor relevant.
  • Machbar: Das Thema sollte auf dem vorhandenen Forschungs- und Informationsstand aufbauen sowie mit den verfügbaren Materialien, bzw. mit den bekannten Methoden und Medien im Unterricht bearbeitbar sein.
  • Überschaubar: Das Thema soll dem Wissens- und Erfahrungshorizont der Zielgruppe adäquat sein. Umfang und Schwierigkeitsgrad der Themenstellung sollen für die Zielgruppe angemessen sein.
  • Fachübergreifend anschlussfähig: Auch wenn ein fachspezifischer Schwerpunkt gewählt wurde: Das Thema sollte über den Fachhorizont hinaus auf allgemeine, gesellschaftlich, politisch, wirtschaftlich, kulturell relevante Zusammenhänge verweisen – oder deren Diskussion zumindest ermöglichen.

 

4.2 Selektion der Lehr-/Lerninhalte

Abb. 54 geeignete Materialien, z.B. Bilder, zur exemplarischen Behandlung des Themas suchen

In didaktischer Hinsicht kommt den vermittelten bzw. bearbeiteten (Fach-)Inhalten heute zunehmend exemplarische Funktion für den Erwerb grundlegender allgemein anwendbarer Einsichten, Kompetenzen oder Fertigkeiten zu. Unbenommen ist selbstverständlich, dass jeder Fachinhalt seinen eigenen Gehalt und seine eigene Substanz hat. Wie das Thema sind auch die Inhalte umso leichter auszuwählen, je exakter die Vorstellung von den Lehr- und Lernzielen ist, welche im Unterricht erreicht werden sollen, und je stimmiger die Adressatinnen-/Adressatenanalyse durchgeführt wurde.

Haben Sie sich einen fachlichen Überblick im Themenbereich angeeignet und die Lernziele bestimmt, dann werden Sie auch genauer wissen, nach welchen Inhalten, nach welchen Unterrichtsbeispielen, nach welchen Arbeitsmitteln, nach welchen historischen Quellen Sie suchen müssen, welche Texte Sie für eine Gruppenarbeit heranziehen können oder welche Informationen Sie aufbereiten möchten, um die Teilnehmer/innen an die gewünschten Einsichten heranzuführen.

Bei team- und prozessorientierten Lernformen sind die Teilnehmer/innen an der Auswahl der Inhalte und /oder der Produktion von Information (z.B. Forschendes Lernen) zu beteiligen. Sie entscheiden über die Auswahl mit und müssen dementsprechend in den Strukturierungsprozess eingebunden werden.

 

4.2.1 Auswahlkriterien für historische Lerninhalte

Abb. 55 zutreffende Auswahlkriterien

Wie auch in anderen Fächern sind die Inhalte im Geschichtsunterricht nicht nur exemplarisches Mittel zum Zweck, sie haben ihre eigene Substanz, die es zu bewerten gilt. Rohlfes (1986, S. 122) nennt als Kriterien für die „Auswahl des Lehrstoffs“:

  • Tradition des Unterrichtsfaches
  • Bezug zum aktuellen Forschungsstand
  • Gegenwartsrelevanz
  • Fachübergreifende Anschlussfähigkeit
  • Wahrheitsgehalt
  • Stellenwert für den sozio-kulturellen Gesamtzusammenhang
  • Relevanz für eine projektierte Zukunft
  • Generations- und altersspezifische Angemessenheit.

 

4.3 Informationsrecherche

Abb. 56 aus der Fülle der Informationen herausfiltern

Infobroking ist eine zentrale Funktion der Wissens- und Informationsgesellschaft. Das Berufsbild des Infobrokers hat sich seit der globalen Verbreitung des eLearning weiter differenziert.

Nicht nur im Bereich des Marketing ist es wichtig, mittels geeigneter Recherchestrategien die für einen Kunden relvanten Informationen zu filtern und aufzubereiten. Auch für den schulischen und universitären Unterricht wird dieses Aufgabenprofil – für Lehrer/innen und Schüler/innen bzw. Studentinnen/Studenten – angesichts der Masse von zugänglicher Information immer wichtiger.

Die Plattform „Geschichte online“ bietet für Literatur- und Informationsrecherche umfangreiche Hinweise zur Beschaffung von Literatur, von Information und Quellen.

 

4.4 Argumentativer Aufbau

Abb. 57 gut strukturiert

Jedes Thema verlangt in der didaktischen Vermittlung eine adäquate Argumentation, die den Zuhörerinnen/Zuhörern bzw. den Bearbeiterinnen/Bearbeitern plausibel erscheint. Der argumentative Aufbau eines Themas ist bei einem Vortrag relevant, er muss aber ebenso in der strukturellen Planung eines Lernprozesses Berücksichtigung finden. Für den argumentativen Aufbau eines Fachvortrags finden Sie auf den folgenden Seiten Beispiele zu folgenen Punkten:

  • Struktureller Aufbau eines Vortrags
  • Der Fünfsatz der Argumentation
  • Zeitplanung bei Fachvorträgen

Zur strukturellen Planung eines Lernprozesses bzw. zum thematischen Aufbau einer Lerneinheit finden Sie nützliche Hinweise im Planungsbaukasten:

  • Strukturell-funktionale Gesichtspunkte beim Aufbau einer Lerneinheit
  • Thematische Gesichtspunkte beim Aufbau einer Lerneinheit
  • Soziale Gesichtspunkte beim Aufbau einer Lerneinheit
  • Prozessorientierte Gesichtspunkte beim Aufbau einer Lerneinheit

 

4.4.1 Struktureller Aufbau eines Vortrags

Abb. 58 ein guter Vortrag

Der Erfolg von Vorträgen liegt nicht allein in fachlicher Kompetenz, guter Rhetorik und medial unterstützter Präsentation. Jeder gute Vortrag folgt auch einem klaren strukturellen Aufbau, zumeist einem sog. „Dreischritt“. Bei Fachvorträgen hat dieser Dreischritt häufig die Gliederung

  • Ausgangslage – Beschreibung der Untersuchung – Ergebnis
  • Problem – traditionelle Lösung(en) – neuer Ansatz
  • These – Antithese – Synthese (Ergebnis).

Dieser Dreischritt wird in der konkreten Präsentation meist eingebunden in:

  • Einen einleitenden Hinweis, z.B. eine Schlagzeile über die allgemeine Bedeutung des Themas, und
  • Ein abschließendes Fazit, das wiederum über das Fachthema hinaus auf allgemeine Fragen der Anwendung oder des (gesellschaftlichen, wirtschaftlichen etc.) Nutzens verweist.

Der Strukturelle Aufbau mit den wesentlichen Aussagen des Vortrags wird den Zuhörerinnen/Zuhörern in den ersten drei bis max. fünf Minuten eines Vortrags präsentiert, erst dann geht es in die Darstellung der Details. Mehr dazu finden sie unter Zeitplanung für Fachreferate.

 

4.4.2 Der Fünfsatz der Argumentation

Abb. 59 die vier Formen des 5-Satzes nach Hierhold

Der Aufbau eines Vortrags folgt häufig klassischen rhetorischen Strukturen. Eine der bekanntesten ist der sog. „Fünfsatz“. Dieser Fünfsatz umfasst folgende Elemente:

  • allgemeiner Hintergrund
  • spezielle Fragestellung
  • methodisches Vorgehen
  • daraus resultierende Daten
  • Interpretation/ Konsequenzen/ Folgerungen aus den Resultaten

In der konkreten Präsentation wird der Fünfsatz häufig durch kontrastive Argumentation (These – Antithese – Synthese) untermauert. Hierhold (2002, S. 109) unterscheidet beispielsweise vier Formen des Fünfsatzes:

  • Linearer Fünfsatz
  • Paralleler Fünfsatz
  • Diskrepanz-Fünfsatz
  • Divergierender Fünfsatz

 

4.4.3  Zeitplanung bei Fachvorträgen

Abb. 60 am Beginn einen Überblick zu den Schwerpunkten geben

Auch wenn für den gesamten Vortrag zwischen 20 bis 50 Minuten vorgesehen sind (länger sollte der Vortrag auf keine Fall sein), sollten Sie in den ersten fünf Minuten einen Überblick geben, der die folgenden Punkte enthält:

  1. Begrüßung
  2. Vorstellung des Ablaufs
  3. Zentrale Inhalte
  4. Resultate

Nach diesem ersten Überblick sollten die genannten Inhalte im Detail beschrieben werden, wobei jeder Detailpunkt angekündigt („markiert“) wird. Diese Markierung kann z.B. auch visuell unterstützt werden (PowerPoint, Prezi, Folie oder Flip-Chart).

Auf die Besprechung der Detailpunkte folgt das Fazit: Es empfiehlt sich, an die eingangs vorgestellte Fragestellung zu erinnern und dann die Ergebnisse zusammenzufassen. Diese Zusammenfassung sollte nicht länger als 1 bis 2 Minuten dauern.

Auf das Fazit folgt, je nach Zielsetzung des Vortrags, ein Impuls für die weitere Bearbeitung des Themas oder eine Einladung zur Diskussion.

LITERATUR

Hierhold, E. (2002). Sicher präsentieren – wirksamer vortragen. Tipps und Tricks für die Praxis. Visuelle und verbale Techniken. Überzeugungsstrategie und Argumentationstaktik. Von Flip-Chart bis Power-Point. Frankfurt-Wien: Wirtschaftsverlag Carl Ueberreuter.

Gibt, wie der Titel verrät, viele Tipps und praktische Hinweise für den Aufbau und die Präsentation von Vorträgen und anderen hierarchischen Vermittlungsformen.

Menne, D. (1997). Die Themengewinnung im Geschichtsunterricht, in: K. Bergmann, K. Fröhlich, A. Kuhn, J. Rüsen & G. Schneider (Hrsg.), Handbuch der Geschichtsdidaktik (5. überarb. Aufl., S. 463-469). Seelze-Velber: Kallmeyer, S. 463-469.

Überblickskapitel aus dem Standardwerk der deutschen Geschichtsdidaktik.

Rohlfes, J.  (1986). Lernziele und Lerninhalte. In: J. Rohlfes (Hrsg.), Geschichte und ihre Didaktik (S. 114-124). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.</rohlfes,>

Hauptwerk eines wichtigen Vertreters der neueren deutschen Geschichtsdidaktik.

 

Abbildungsverzeichnis

Abb. 52 Kriterien Themenwahl © GO Materialien

Abb. 53 Kriterien Thema © klaus edel, dgpb

Abb. 54 porta nigra © Rosl Eckstein, www.pixelio.de

Abb. 55 Auswahlkriterien © klaus edel, dgpb

Abb. 56 Informationsflut © Gerd Altmann, www.pixelio.de

Abb. 57 Anfang-Ende © Gerd Altmann, www.pixelio.de

Abb. 58 Vortrag © Gerd Altmann, www.pixelio.de

Abb. 59 1646  © Alois Ecker,fdz; Hierhold

Abb. 60 Gliederung © Gerd Altmann, www.pixelio.de