Frauen und Politik


Irene Ecker

1. Implementierung des Kompetenzmodells Politischer Bildung

Politisch-bildender Unterricht hat als Zielvorstellung mündige wahlberechtigte Bürger/innen, diesem Ziel entspricht das Modell eines kompetenzenorientierten Unterrichts. Am Thema „Gender“ können Sachkompetenz, Handlungskompetenz, Urteilskompetenz und Methodenkompetenz umgesetzt werden. Diese Schlüsselkompetenzen(1) der politischen Bildung (Krammer et al. 2008) sollen die Entwicklung eines reflektierten und (selbst)reflexiven politischen Bewusstseins fördern.

Gerade in Bezug auf Geschlechtergeschichte und gendergerechten Umgang miteinander müssen Schüler/innen Sachverhalte überprüfen, selbst Urteile fällen (=Urteilskompetenz), diese argumentieren und vertreten können.

Sie müssen sich als Sachkompetenz Wissen über die Geschichte der Frauenbewegung und den Kampf ums Wahlrecht aneignen, sollten aber auch im Sinn von Methodenkompetenz mit aktuellen Statistiken umgehen können. Sie müssen diese Informationen auch auswerten und anwenden können.

Letztendlich müssen sie fähig sein, begründete Standpunkte in der Genderfrage zu vertreten und Ungleichbehandlungen erkennen und thematisieren können. Das Ziel eines politisch-bildenden Unterrichts sollte sein, dass Handlungskompetenz erreicht wird, also „die Fähigkeit, Fertigkeit und Bereitschaft politische Konflikte auszutragen, eigene Positionen in politischen Fragen zu formulieren und zu artikulieren, politische Positionen anderer zu verstehen und aufzugreifen. [...] Handlungskompetenz schließt Bereitschaft zum Kompromiss, Fähigkeit zur Kommunikation und Toleranz bzw. Akzeptanz und zur Konfliktfähigkeit ein.“ (Krammer et al. 2008, 7)

Als Teilkompetenzen werden formuliert.

  • „...eigene Meinungen, Werturteile und Interessen zu artikulieren und (öffentlich) zu vertreten
  •  

  • ...allein oder mit anderen für gemeinsame und/oder für die Interessen anderer einzutreten
  •  

  • ...Formen schulischer und außerschulischer Mitbe­stimmung zu nutzen
  •  

  • ..demokratische Mittel zur Durchsetzung eigener An­liegen (...) zu nutzen
  •  

  • ...sich an politischen Prozessen zu beteiligen und politische Verantwortung auf verschiedenen Ebenen zu übernehmen“ (Krammer et al. 2008, 7</l>

„Politisch“ im Sinn von unterschiedlichen Interessen, um deren Ausgleich es geht, bezieht sich immer auch auf die ungleiche Verteilung von politischen Positionen die Geschlechter betreffend.

Die Schüler/innen sollen zunächst im Sinn von Genderkompetenz die Geschichte der politischen Beteiligung von Frauen in Österreich erarbeiten.

Ein reflektierter – also theoretisch und methodisch fundierter – und selbstreflexiver Zugang ist die Grundlage.

Es wird einen Unterschied machen, ob die/der Schüler/in sich mit Frauengeschichte beschäftigt. Das sollte bewusst werden.

Vermieden werden sollten allerdings „Kampfdiskussionen“ mit der/dem Lehrer/in. Auch bei der Frage von Frauen im öffentlichen Raum, im Speziellen im Bereich der Politik, ist darauf zu achten, dass das Wissen und die Einstellungen der Schüler/innen zunächst die Ausgangslage darstellen. Es soll bei dem Thema zu keiner „Überwältigung“ durch die Lehrkraft kommen, die ja selbst oft von einer privilegierten und für manche Familien eher untypischen Position ausgeht. Ein Austausch von Gedanken zu diesem Thema ohne moralisierenden Unterton sollte stattfinden, allerdings auf der Grundlage der Grund- und Menschenrechte und des Konzepts des Gender Mainstreamings.

 

Abb. 38 Kompetenzen