1. Seit 4. März 1968 wurde die Zensur schrittweise aufgehoben.

2. Bereits beim Treffen zwischen Leonid I. Breschnew, Aleksej Kossygin und Todor Schiwkow in Sofia am 6./7. März 1968 wurde über die Möglichkeit einer militärischen Intervention gesprochen.

3. So etwa beim Gipfeltreffen in Dresden am 23. März 1968. (Williams 1997, 70–72)

4. Vgl. die beruhigende Antwort von Außenminister Jiri Hajek gegenüber Hugo Portisch, als dieser ihn mit Informationen über militärische Vorbereitungen zu einer Invasion durch die Sowjets konfrontierte, die er vom österreichischen Botschafter in Moskau, Walter Wodak, bekommen hatte. (Portisch 2008, 1104f )

5. Es war eine der Hauptzielsetzungen der „Reformpolitik“, eine breite Zustimmung der Bevölkerung zum politischen System zu erreichen. Vgl. das Zitat über das Ziel der „Reformen“ aus der Prager Antwort vom 18. Juli 1968 auf den Brief der „Warschauer- Fünf“ vom 15. Juli 1968, auf den Seiten 10-11 in diesem Heft. Meinungsumfragen, wonach die neue KP-Führung eine sehr hohe Zustimmung besaß, schienen der Strategie der „Reformer“ Recht zu geben.

6. Vgl. das entsprechende Zitat aus der Prager Antwort an die „Warschauer Fünf“, Prag, 18. Juli 1968, auf den Seiten 10-11 in diesem Heft.

7. Erfolgreiche Sammlung von Unterschriften zum „Manifest der 2000 Worte“. Selbst von den regionalen Parteikonferenzen, in denen die Delegierten für den am 9. September 1968 geplanten außerordentlichen Parteikongress bestimmt wurden, schloss sich etwa ein Drittel in den folgenden Tagen dem „Manifest“ an, ein Drittel kritisierte die Stellungnahme des Parteipräsidiums (das das „Manifest“ verurteilte, obwohl im Parteipräsidium die „Reformer“ dominierten) als überzogen und nur ein Drittel der regionalen Parteikonferenzen stimmte mit der Verurteilung des „Manifests der 2000 Worte“ durch das Präsidium überein.

8. Vgl. die stenografische Niederschrift der SED-Führung über das Treffen der Interventionskoalition in Warschau am 14. und 15. Juli 1968, hrsg. in Karner et al. 2008c, 576–657 als Dokument 82 mit der Überschrift: „Es gibt nur einen Ausweg, […] nämlich entschiedene Hilfe der sozialistischen Länder […], hauptsächlich durch bewaffnete Kräfte des Warschauer Paktes muß die Tschechoslowakei unterstützt werden.“ Schon durch die Wahl dieses wörtlichen Zitats aus den Wortmeldungen als Überschrift der Edition des Protokolls durch die Herausgeber wird freilich die Interpretation suggeriert, die Entscheidung für die militärische Intervention sei spätestens hier und endgültig gefallen. Es ist historisch problematisch an dieser häufigen Vorgangsweise, die aus dem Wissen um die nachfolgenden Ereignisse die Akzente setzt und den Ausgang damit leicht fasslich als logische Folge erscheinen lässt, dass sie den zum Zeitpunkt noch offenen Alternativen keinen Raum gibt: so der Möglichkeit, dass ohne militärische Intervention die tschechoslowakische Führung – mit oder ohne Alexander Dubček – doch noch selbst die Entwicklung im Sinne der „Warschauer Fünf“ unter Kontrolle bringen würde.

9. Der „Warschauer Brief“ ist mit folgender interpretativen Charakterisierung im Kopfregest als Dokument 45 in Karner et al. 2008c, 272–283 publiziert: „Die Einheit von Partei und Volk mit allen Mitteln stärken. Beschluss des Plenums des ZK der KPdSU – Über die Ergebnisse des Treffens der Delegation der kommunistischen und Arbeiterparteien der sozialistischen Länder in Warschau“. Den Hauptteil dieses Beschlusses des ZK der KPdSU bildet der „Warschauer Brief“ an das ZK der KPČ (russisch und in deutscher Übersetzung). Der „Warschauer Brief“, unterzeichnet von den Ersten- bzw. Generalsekretären der fünf Warschauer Pakt-Staaten Todor Schiwkow, János Kádár, Walter Ulbricht, Władisław Gomułka, Leonid I. Breschnew wurde in deutscher Übersetzung auch in Kamberger 1968, 125–132 abgedruckt.

10. Damit dürften die „Volksmilizen“ angesprochen sein, die im Februar 1948 beim Putsch der Kommunisten in der Tschechoslowakei eine wichtige und in der Partei mythisierte Rolle gespielt haben.

11. Karner et.al zitieren die Abschlussrede Leonid Breschnews in der Sitzung des Plenums des ZK der KPdSU, 17. Juli 1968. (Karner et.al 2008c, 37f.) Vgl. „Über die Bilanz des Treffens der Delegationen der kommunistischen und Arbeiterparteien der sozialistischen Staaten in Warschau“, die Rede Leonid Breschnews im Plenum des ZK der KPdSU am 17. Juli 1968, hrsg. in Russisch mit dt. Übersetzung in Karner et al. 2008c, 218–245, Dokument 38. Im Abschluss des Mai-Plenums des ZK der KPČ sei „richtungsweisend festgestellt“ worden, „dass die größte Gefahr für die Partei und das Land die Tätigkeiten der Rechten darstellen und dass das Zentralkomitee und die Partei einen entschlossenen Kampf gegen sie führen und so die sozialistischen Errungenschaften der Tschechoslowakei verteidigen müssen. […] Leider müssen wir konstatieren, dass diese wichtigen Entscheidungen des Plenums von Seiten des Präsidiums des ZK der KPČ nicht durch organisatorische Maßnahmen verstärkt wurden und von den Massenmedien nicht nur nicht unterstützt, sondern im Gegenteil angegriffen wurden. Und deshalb haben sie im Grunde genommen keinerlei positiven Einfluss auf die Entwicklung der Ereignisse ausgeübt.“ (Karner et al. 2008c, 221)

12. Antwort an die „Warschauer Fünf“, Prag, 18. Juli 1968, in deutscher Übersetzung abgedruckt in Kamberger 1968, 132–144.

13. Die Zeitungen berichten dennoch auf ihren Titelseiten. Die beiden Berichte von Hugo Portisch für den ORF vom 30. und vom 31. Juli 1968 sind – wie jener vom 15. Juli 1968 – wieder nicht am Ort der Gespräche, sondern in Prag aufgenommen. Zeit der Ausstrahlung des Berichts in „Zeit im Bild“: 19h45.

14. Der Ufa Wochenschaubericht 628/1968 gibt einen Eindruck von der Konferenz. tc: 0:00:13.17 - 0:00:58.00 https://www.filmothek.bundesarchiv.de/video/584818?set_lang=de

15. Vor allem Čestmír Cisař, Sekretär des ZK der KPČ für Bildung, Wissenschaft und Kultur, František Kriegel, Mitglied des Parteipräsidiums u.a.m. – 1977 Unterzeichner der „Charta 77“.

16. Jiří Pelikán, Generaldirektor des tschechoslowakischen Fernsehens.

17. Der tschechoslowakische Innenminister Josef Pavel versuchte, die Geheimpolizei auf der Linie der „Reformer“ zu „reformieren“ – ein Punkt, zu dem in Čierna nad Tisou Korrekturen gefordert wurden: Williams 1997, 102; Lukes 2008, 801–804.

18. Es wurden die neu aktivierte Sozialdemokratische Partei, K-231 (eine Organisation ehemaliger politischer Häftlinge) und KAN (eine Vereinigung von Nicht-Parteimitgliedern für Menschenrechte und politischen Pluralismus) genannt.

19. Es kam jedoch zu weiteren Angriffen in den tschechischen Medien, zu keinen Entlassungen und zu keiner Teilung des Innenministeriums.

20. Hugo Portisch nimmt im Filmbericht aus dem GRG Wien 7 vom 22. Jänner 2010 auf den Gesichtsausdruck Walter Ulbrichts, Leonid Breschnews und Alexander Dubčeks beim Verlassen der Verhandlungen in den Aufnahmen des Kameramanns Sepp Riff Bezug.

21. Dieser sollte am 20. August 1968 im Präsidium des ZK der KPČ mit einem Misstrauensantrag gegen Alexander Dubček erfolgen, es kam jedoch nicht dazu (Karner et al. 2008b, 40).

22. Telefonat vom 9. August 1968 in Karner et al. 2008c, 306–313 (Dokument Nr. 53); Telefonat vom 13. August 1968 in Karner et al. 2008c 328–343 (Dokument Nr. 57); Brief von Leonid Breschnew an Alexander Dubček, 16. August 1968 in Karner et al. 2008c 347ff. (Dokument Nr. 59, russisch mit deutscher Übersetzung). Vgl. außerdem Williams 1997, 105–109. Beunruhigend für die „Warschauer Fünf“ war eine Demons- tration von 300 Jugendlichen am 8. August 1968 am Prager Altstädter Ring und die Petition vom 10. August 1968, in der die Auflösung der Volksmilizen gefordert wurde.

23. Hugo Portisch bezieht sich im Filmbericht aus dem GRG Wien 7 vom 22. Jänner 2010 auf diese Telefonate.

24. Vgl. den Bericht in der „Austria Wochenschau“ „Die Tschechoslowakei von einigen Staaten des Warschauer Pakts besetzt“ http://www.demokratiezentrum.org/themen/mediengesellschaft/austria-wochenschau/austria-wochenschau-videos.html?index=348. Zugriff am 8. März 2015.

25. Vgl. „KP-Gipfeltreffen ohne ČSSR. Sowjettruppen stellen Abmarsch ein – Bevölkerung beunruhigt“ („Die Presse“ 1968, 15. Juli, 1) und „Warschauer Fünferkonferenz beendet. Kommuniqué kündigt Brief an Prag an – Vorher Treffen Kádár- Dubček – Budapest sieht keine konterrevolutionäre Situation in der ČSSR“ („Volksstimme“ 1968, 16. Juli).

26. Diese hatte abgelehnt, am Gipfel ohne vorhergehende bilaterale Gespräche teilzunehmen.

27. Das Thema „Souveränität“ bringt auch der Brief der „Warschauer Fünf“ vom 15. Juli 1968. Vgl. das Exzerpt im Informationstext zur politischen „Entwicklung in der ČSSR 1968 – Informationen zur Entwicklung im Juli 1968“. In der öffentlichen Diskus- sion in Prag ist dies im Juli in Zusammenhang mit der Verzögerung des Abzugs der Manövertruppen und mit den Interventionsgerüchten ein häufiges Thema.

28. Dieser Teil ist auch im „ZiB“-Ausschnitt im Film aus dem GRG 7 zu sehen.

29. Der tschechoslowakische Innenminister Josef Pavel versuchte die Geheimpolizei auf der Linie der „Reformen“ zu modifizieren – ein Punkt, zu dem in Čierná nad Tisou von der Sowjetführung gegen Josef Pavel Korrekturen gefordert wurden. (Williams 1997, 102; Lukes 2008, 801–804)

30. Dieser Teil ist ebenfalls im „ZiB“-Ausschnitt im Film aus dem GRG 7 zu sehen.

31. Vgl. „Die Presse“ vom 30. Juli 1968 oder „Volksstimme“ vom 30. Juli 1968: „Die Wei- chen sind gestellt. Das Spitzengespräch KPdSU-KPTsch im Grenzort Cierna-Theiß“ (Löff- ler 1968, 30. Juli; „Volksstimme“ 1968, 30. Juli) und „Volksstimme“ vom 31. Juli 1968: „Kameradschaftliche Atmosphäre. Gespräche in Cierna an der Theiß gingen den ganzen Dienstag weiter“. („Volksstimme“ 1968, 31. Juli)

32. Vgl. die Schilderung der Stimmung auf Prags Straßen mit Unterschriftenaktionen, spontanen Reden der beiden Mitglieder des ZK Präsidiums Josef Smrkovský und František Kriegel etc. im Presseartikel von Sigrid Löffler, Prag an diesem 29. Juli. (Löffler 1968, 30. Juli) „Literárni Listy“ (Literaturblätter) und alle wichtigen Prager Tageszeitungen veröffentlichten am 26. Juli 1968 einen Aufruf der Bürger an das Präsidium der KPČ, in dem sie die Delegierten zu den Gesprächen nach Čierna nad Tisou eindringlich auffordern, den Weg der „Reformen“ zu verteidigen. „Verhandeln Sie, erklären Sie, aber verteidigen Sie einheitlich und ohne Rückzüge den Weg, auf den wir uns begaben und von welchem wir lebendig nicht abweichen wollen.“ (Kamberger 1968, 147).

33. In einer Note – überreicht am 23. Juli 1968 – verlangte Moskau die Stationierung sowjetischer Truppen an der tschechoslowakischen Westgrenze.

34. Nach der rhetorischen Konstruktion boten sie das in den Verhandlungen an, über die jedoch nichts zu erfahren war.

35. Das Treffen fand erst im Juni 1969 statt.

36. Diese Einschätzungen beziehen sich – so Hugo Portisch im aufgezeichneten Gespräch vom 22. Jänner 2010 über seine Informationsquellen – auf Informationen aus der Presse und aus persönlichen Gesprächen mit Prager Politikern, Journalisten und Intellektuellen.

37. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er bereits in der Tschechischen Legion an der Seite der russischen Armee und als General der 1. Tschechoslowakischen Brigade im Zweiten Weltkrieg auf der Seite der Roten Armee. Am 30. März 1968 war er zum Nachfolger des am 22. März 1968 auch in dieser Funktion zurückgetretenen Antonín Novotný zum Präsidenten der Tschechoslowakei gewählt worden.

38. Die Kritik der tschechoslowakischen Entwicklung und Angriffe auf die tschechoslowakischen „Reformer“ in der sowjetischen Presse hörten nach dem Treffen auf. Das sollte vermutlich eine Zustimmung zu einer Bewährungsprobe für die tschechoslowakischen „Reformer“ signalisieren, vielleicht auch nur, um die Vorbereitungen für die militärische Intervention zu verbergen.

39. Josip Broz Titos Staatsbesuch fand vom 9. bis zum 11. August 1968 statt. Er verurteilte den Einmarsch der Truppen der fünf Warschauer Pakt-Staaten am 20./21. August 1968.

40. Nicolae Ceauşescus Staatsbesuch fand am 16. August 1968 statt. Er verurteilte bereits am 21. August 1968 in einer öffentlichen Rede den Einmarsch der Truppen der fünf Warschauer Pakt-Staaten.

41. Vgl. die Aktennotiz über die geheime Unterredung von Vertretern der ungarischen KP mit Vertretern der „gesunden Kräfte“ in der KPČ, Budapest, 23. Juli 1968, hrsg. in Karner u.a. (2008c S. 661–665) als Dokument 84 unter dem Titel „V. Bil’ak: Die Losung der Rechten ist: Mit Dubček gegen Dubček.“ Mit den Rechten meinte Bil’ak diejenigen, die im Parteipräsidium für eine deutliche Liberalisierung eintraten.

42. Ausführlich dazu Hugo Portisch in der Video-Aufzeichnung des Gesprächs am 22. Jänner 2010 im GRG Wien 7.

43. Zugriff am 20. Dezember 2015 unter www.didactics.eu/index.php.

44. Vgl. Schenz 1984, S. 75f

45. In dem Artikel „Das ‚Prager Ultimatum‘ war eine glatte Erfindung. Eine westdeutsche Presseente geplatzt“ wird gegen eine Meldung der „Bonner Agentur“ und „die hektische Beteiligung des österreichischen Rundfunks an diesen Provokationsmanövern“ polemisiert. („Volksstimme“ 1968a, 17. Juli)

46. Letzteres wird schon in einigen Überschriften deutlich, etwa in jenen zu den Berichten über die Gespräche in Čierná nad Tisou. Obwohl man über den Verlauf der Gespräche keine Informationen hatte, wird im ersten Bericht indirekt positiv behauptet, die Weichen seien gestellt, und im zweiten – wie in der „Volksstimme“ üblich – von einer kameradschaftlichen Atmosphäre berichtet, die es aber – wie wir heute aus den Quellen wissen – an diesem Dienstag nicht gab: „Die Weichen sind gestellt. Das Spitzengespräch KPdSU-KPTsch im Grenzort Cierna-Theiß“ („Volksstimme“ 1968, 30. Juli) und „Kameradschaftliche Atmosphäre. Gespräche in Cierna an der Theiß gingen den ganzen Dienstag weiter“. („Volksstimme“ 1968, 31. Juli)

47. „In Prag wird das Ergebnis der Warschauer Konferenz in Ruhe abgewartet. Man lehnt jede Dramatisierung ab und ist zuversichtlich, dass es gelingen wird, die Besorgnisse und das Misstrauen, die bei einigen Bruderparteien offenbar vorhanden sind, zu zerstreuen.“ („Volksstimme“ 1968, 16. Juli)

48. „Keine Ähnlichkeit mit Ungarn 1956.“ („Volksstimme“ 1968, 16. Juli)

49. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Einmischung eines Landes oder mehrerer Länder in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes falsch ist.“ („Volksstimme“ 1968, 16. Juli)

50. „Das Prinzip der Nichteinmischung. […] Dies zeichne die Beziehungen zwischen sozialistischen Staaten aus gegenüber den groben Einmischungen, wie sie zwischen kapitalistischen Staaten vorkommen.“ („Volksstimme“ 1968, 16. Juli)

51. „Unser Eindruck, so erklärten [der Sekretär des Zentralkomitees der KPÖ Friedl] Fürnberg und [der Chefredakteur der „Volksstimme“ Franz] West, nach unserer Aussprache ist, dass die Führung unserer tschechoslowakischen Bruderpartei den Weg der Weiterentwicklung der sozialistischen Demokratie zu gehen entschlossen ist, einen Weg, den unsere Partei bekanntlich von Anfang an positiv bewertet und begrüßt hat. […] Diese Auseinandersetzung [d.h. die Überwindung von Schwierigkeiten, GH] kann aber nur erfolgreich im Lande selbst geführt und kann durch Eingriffe von außen nur erschwert werden.“ („Volksstimme“ 1968, 17. Juli)

52. „Die KPÖ gegen den Einmarsch“ („Volksstimme“ 1968a, 22. August) sowie „ Erklärung des Polbüros des ZK der KPÖ“ („Volksstimme“ 1968b, 22. August). In der „Erklärung des Politbüros des ZK der KPÖ“ wird vermerkt, dass ihnen „keine Tatsachen bekannt“ seien, „die darauf hinweisen, dass die KPTsch nicht in der Lage wäre, die Grundlagen des Sozialismus zu schützen und zu festigen und die antisozialistischen Kräfte erfolgreich zu bekämpfen“, das Politbüro der KPÖ also „keinerlei Berechtigung für die militärische Intervention“ sehe und diese deshalb – bei „ aller Verbundenheit mit der Sowjetunion, mit der KPdSU“ – „missbilligt“. Eine politische Lösung sei einzuleiten „auf der Basis der vollen Souveränität der ČSSR und der Entscheidungsfreiheit der KPTsch [...], um die weitere Entwicklung der sozialistischen Demokratie zu sichern.“ („Volksstimme“ 1968b, 22. August) Auf der ersten Seite wird auch über die „Missbilligung“ der Intervention durch die kommunistischen Parteien Italiens und Frankreichs berichtet, über Proteste aus Rundfunk, aus Betrieben und des Präsidiums der tschechoslowakischen Nationalversammlung. Die Linie der KPÖ bzw. der „Volksstimme“ wird beibehalten bis zur Wende in ihrer Politik zur „Moskau-Treue“, die mit Parteiausschlüssen bzw. – austritten prominenter Mitglieder verbunden gewesen ist.

53. Franz Muhri: Solidarität mit KPTsch („Volksstimme“ 1968, 29. August, 1): Hier wird durchaus positiv über die Ergebnisse der Moskauer Verhandlungen geschrieben und in dieser Ausgabe der „Volksstimme“ werden Pressestimmen aus bürgerlichen österreichischen und ausländischen Zeitungen zitiert, die die Moskauer Verhandlungsergebnisse ebenfalls positiv beurteilen. „Swoboda und Dubćek an das Volk. Das Ergebnis der Gespräche von Moskau zur Annahme empfohlen – Aufruf zur Disziplin und Normalisierung.“ („Volksstimme“ 1968, 28. August, 1)

54. ČSSR: Wie wird es weitergehen? Das politische Leben noch weit von Normalisierung entfernt.“ („Volksstimme“ 1968, 31. August, 1)

55. Beirat des Tagebuchs zitiert aus Zentrales Parteiarchiv [der KPÖ, GH.]. Zur Okkupation der ČSSR eine Erklärung, 31.8.1968. (Mugrauer 2008, 1051)

56. Fischer, Ernst: Der Atem der Freiheit ist unaufhaltsam. In Tagebuch. Zeitschrift für Kultur und Politik, September/Oktober 1968, 6, zit. nach Mugrauer 2008, 1052.

57. Vgl. „Volksstimme“ 1968, 6. September, in der die sowjetische Parteizeitung zitiert wird, dann aber auch ihre „sehr extensiv[e]“ Auslegung des Begriffs Normalisierung kritisiert wird; die „Normalisierung“ könne „nicht Vorbedingung für den Abzug der fremden Truppen sein“. („Volksstimme“ 1968, 6. September)

58. "Dubček [nach den zweiten Verhandlungen in Moskau; GH]: Keine Abweichung von Nachjännerpolitik. Kampf gegen antisozialistische Tendenzen. ČSSR fest in der sozialistischen Gemeinschaft. Großteil fremder Truppen wird abgezogen“. („Volksstimme“ 1968, 1. Oktober)

59. Ende August in Moskau hatte sich nur František Kriegel geweigert, die „Vereinbarungen“ anzunehmen.

60. Das rief in der westlichen Presse mehrfach Assoziationen mit dem Vorgehen bei der „Exkommunikation“, dem Ausschluss Jugoslawiens aus der Komintern 1948 hervor.

61. DDR wird in „Die Presse“ unter Anführungszeichen gesetzt, was auf die Parteinahme der liberalkonservativen Zeitung und ihres Chefredakteurs Otto Schulmeister im Sinne des Alleinvertretungsanspruchs der Bundesrepublik Deutschland (bis Anfang der 1970er Jahre) verweist.

62. "Dubćek rechtfertigt Abkommen mit Moskau. Dank und Appell an die Bevölkerung der ČSSR . Rasche Wiederaufnahme der politischen Arbeit“ („Die Presse“ 1968, 28. August, 1, 2) „Nach Einigung des Sechsergipfels in Moskau und der Veröffentlichung des gemeinsamen Kommuniqués kehrten die tschechoslowakischen Politiker nach Prag zurück. Präsident Swoboda und Parteichef Dubćek legten in Rundfunkansprachen Rechenschaft über die Verhandlungen in Moskau ab. Dubček betonte, daß die wichtigsten Organe der Politik wieder ihre Tätigkeit aufnehmen können, deutete aber an, daß diese Tätigkeit von einer Realität beeinflusst würde, die ‚nicht nur von unserem Willen‘ abhängig sei. [...] [langer Bericht, GH]. Tschechoslowakische Geheimsender riefen am Dienstag nach Veröffentlichung des Moskauer Kommuniqués die Bevölkerung auf, den mit den Besatzern ausgehandelten Kompromiß abzulehnen. Tausende offenbar zornige Prager versammelten sich am Abend am Wenzelsplatz und marschierten mit Rufen wie ‚Wir wollen die volle Wahrheit erfahren‘ zum Parlament.“ Vgl. „ In aufrichtiger Zusam- menarbeit“. Vollständiger Wortlaut des tschechoslowakisch-sowjetischen Kommuniqués.“ („Die Presse“ 1968, 28. August, 2)

63. Ein Text mit Informationen zum „Prager Frühling“ von Gernot Heiß und dem Demokratiezentrum findet sich unter 6.Informationen

64. Hinweise siehe http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Prager_Frühling.html (Zugriff am 28. August 2015

65. Eine Biografie und Erläuterungen finden sich unter http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Antonín_Novotný.html (Zugriff am 28. August 2015)

66. Zugriff am 28. August 2015 unter: http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Prager_Frühling.html#Emanzipation_der_Öffentlichkeit.

67. Zugriff am 20. Dezember 2015 unter www.didactics.eu/index.php= 1143

68. Vgl. dazu Hinz –Wessels & Haunhorst 2003.

69. Als Happening werden Aktionen aus dem Kunstbereich verstanden, die eine gewisse Schockwirkung beim Publikum hervorrufen. (Zugriff am 19. Jänner 2015 unter http://de.wikipedia.org/wiki/Happening)

70. Dieser Abschnitt Informationen (Die kursiv gesetzten Teile, sind wörtliche Übernahmen aus dem Wissenslexikon des Demokratiezentrums Wien) sind nicht in der Printversion enthalten, sie waren aber Kern des ersten Dossiers, das in Kooperation mit dem Demokratiezentrum entstand.

71. Vgl. Paul Ullmann, Eine schwierige Nachbarschaft. Die Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und der Tschechoslowakei von 1945 – 1968 (Wien 2006) 199f. und David Pruonto, Österreich und der Prager Fühling. Einschätzungen und Reaktionen auf die Ereignisse des Jahres 1968, in: Florentine Kastner, Barbora Veselá, Jakub Jaros, Christian Knoche (Hg.), Prager Frühling und Ära Kreisky - Reformen zwischen Repression und Realisierung. Untersuchung zweier europäischer Nachbarn, Juvenilia Territorialia II. (Prag 2009 – im Druck). Zitiert in der von Rudolf Kirchschläger autorisierte Biographie von Mario Schenz, Bundespräsident Rudolf Kirchschläger (Wien/Köln/Graz 1984) 74. Vgl. Ullmann, Eine schwierige Nachbarschaft, 207f.