Politische Plakate


Klaus Edel, Sonia Tillinger-Deutsch unter Mitarbeit von: René Hanzlik, Andreas Peterseil, Paul Ruhaltinger, Harald Ruiss, Hanna-Maria Suschnig, Wolfgang Zeilinger

1. Konzeptive Ãœberlegung zur Gestaltung didaktischer Szenarien

Abb. 77 Konzeptive Ãœberlegungen

Durch die Auseinandersetzung mit Wahlplakaten im Unterricht wird es möglich, dass die Schüler/innen sich selbstständig und kritisch im Sinne des Grundsatzerlasses Politische Bildung(1) mit den Themen Wahlkampf, Wahlwerbung und Wahlen auseinandersetzen. Mit der Einbeziehung der historischen Dimension werden Entwicklungen sowohl bei der Gestaltung der Plakate als auch in den Konzepten der Parteien sichtbar, andererseits können Kontinuitäten aufgezeigt werden.

 

2. Die Implementierung des Kompetenzmodells

Abb. 78 Kompetenzen

Schüler/innen erleben in Zeiten von Wahlkämpfen die Fülle an unterschiedlichen Formen von medialer Präsentation der wahlwerbenden Parteien. Wenngleich Plakate nicht mehr das wichtigste Medium der Wahlwerbung sind, ist ihre Präsenz im Straßenbild noch immer sehr prägend. In der Auseinandersetzung mit den Plakaten erwerben und vertiefen die Schüler/innen folgende Kompetenzen:

Die Analyse von Wahlplakaten befähigt die Schüler/innen das visuelle Medium Plakat sowohl als historische Quelle als auch als politische Manifestation zu entschlüsseln. Sie lernen sachliche und bewertende Elemente bei Plakaten zu unterscheiden und können den Einfluss dieser Präsentationsformen auf die Inhalte erkennen. (historische und politikbezogene Methodenkompetenz)

Außerdem erfahren die Schüler/innen die Entwicklung des Begriffs „Wahlplakat“ und was damit im Laufe der Zeit (Erste Republik – Anfänge Zweite Republik – Gegenwart) verbunden ist. Begrifflichkeiten, die für die Analyse von Wahlplakaten notwendig sind, werden eingeführt und geübt. (historische und politische Sachkompetenz)

Dieser Analyse von Wahlplakaten folgt eine Beurteilung der wahlwerbenden Parteien und ihrer unterschiedlichen Werbestrategien. Dazu gehören die Auseinandersetzung mit der Platzierung der Wahlplakate im öffentlichen Raum, das bewusste Erkennen von Manipulation und das Wahrnehmen der eigenen Person als Adressat/in für eben diese Plakate. Das alles führt letztlich zu einer begründeten Positionierung der eigenen Person. (politische Urteilskompetenz)

Damit wird auch die politische Handlungskompetenz vorbereitet, da ja die Schüler/innen binnen kurzer Zeit zu politischen Akteuren werden und die bis dahin erworbenen Kompetenzen wesentlich ihr zukünftiges politisches Urteilen und Handeln beeinflussen werden.

 

3. Lernziele

Durch die Arbeit mit den Wahlplakaten sollen die Schüler/innen

  • Die Absichten der politischen Parteien erkennen und kritisch reflektieren.
  •  

  • die zugrundeliegenden sozialen, ökonomischen und politischen Hintergründe, Probleme und Situationen erfassen und verstehen können.
  •  

  • sich darüber klar werden, von welchen optischen und textlichen Impulsen sie sich in ihrer Rolle als Wähler/innen besonders angesprochen fühlen, um mittels der eigenen Erkenntnis zu begreifen, in welch hohem Maß emotionale und suggestive Werbemittel die Adressat/innen beeinflussen.
  •  

  • Wahlplakate als zentrales Medium der Kontaktaufnahme durch politische Parteien erkennen.
  •  

  • verschiedene Plakate den jeweiligen historischen Epochen zuordnen können.
  •  

  • vergleichendes Analysieren der Plakate als Methode wahrnehmen und anwenden können.
  •  

  • zu einem kritischen Zugang zu Wahlplakaten allgemein hingeführt werden.

 

4. Lehrplanbezug(2)

Abb. 81 Politische Inszenierungen 1.5.1927 Maiaufmarsch SDAP

Abb. 82 Politische Inszenierungen 1.5.1934 "Huldigungszug der Stände"

Abb. 83 Kommunismus- Nord Korea Propaganda poster 2010

Abb. 84 Nationalsozialismus 1933

Grundsatzerlass zur Politischen Bildung(3) für alle Schultypen und Unterrichtsfächer Sekundarstufe I und II.

  • Beiträge zu den Bildungsbereichen Sekundarstufe I

- Sprache und Kommunikation: Arbeit mit Texten und Bildern (Quellen und Darstellungen der Vergangenheit bzw. der Gegenwart in unterschiedlichen Medien), Interpretation und Bewertung; Begriffsbildung und Anwendung; Sammeln und Anwenden von Argumenten im Diskurs.

- Kreativität und Gestaltung: Reflexion der Bedeutung von künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten als Ausdruck von Kreativität und Zeitgeist; Wahrnehmung und Gestaltung künstlerischer und kultureller Produkte als Medien der Kommunikation in ihrer historischen und/ oder gesellschaftlichen Bedingtheit.

  • (A)HS: 4. Klasse

- Entwicklung und Krise der Demokratie in Österreich – Verfassung, Parteien, Wehrverbände, autoritäres System, Bürgerkrieg, NS-Zeit.

- Österreich – die Zweite Republik: politisches System, außenpolitische Orientierung, Wirtschafts- und Sozialpolitik im Wandel; Neue Soziale Bewegungen (Umweltbewegung, Frauenbewegung).

- Medien und deren Auswirkung auf das Politische; Manifestationen des Politischen (mediale Berichterstattung, politische Inszenierungen, Wahlwerbung).

  • Beiträge zu den Bildungsbereichen Sekundarstufe II

- Sprache und Kommunikation: Anwenden von Sprache in verschiedenen Kommunikationssituationen, Förderung kritischer Reflexion durch Auseinandersetzung mit und Interpretation von Quellen (Texte, Bilder, Diagramme, Statistiken und Karten u.a.) unter Einbeziehung der modernen Medien, Aufbau einer demokratischen Kommunikationskultur.

- Kreativität und Gestaltung: simulative und handlungsorientierte Auseinandersetzung mit Themen der Geschichte und Politischen Bildung, kreative und vielfältige Formen der Präsentation, Auswirkung von Kunst und Kultur auf Politik und Gesellschaft.

  • Didaktische Grundsätze Sekundarstufe II

Historisches und politisches Lernen soll mehr sein als eine rein intellektuelle Aneignung von Sach- und Fachwissen: Es geht auch um das Entwickeln eines individuellen Handlungsrepertoires für die politische Auseinandersetzung und Meinungsbildung (Sozialkompetenz). Lehrerinnen und Lehrer haben durch ihren Unterricht dazu beizutragen, dass die Schülerinnen und Schüler politisch handlungsfähig werden. Dazu müssen diese lernen, selbst Erfahrungen zu machen, sich aktiv betätigen zu können, um die politische Wirklichkeit bewusst handelnd zu erschließen.

  • AHS: 8.Klasse

- demokratische, autoritäre und totalitäre Staatensysteme und ihre Ideologien (Systemvergleiche; Kommunismus, Faschismus, Nationalsozialismus; Radikalisierung des politischen Lebens in Österreich 1918–1938).

- politisches Alltagsverständnis – die verschiedenen Dimensionen und Ebenen von Politik, Formen und Grundwerte der Demokratie und der Menschenrechte, Motivationen und Möglichkeiten politischer Beteiligungs-, Entscheidungs- und Konfliktlösungsprozesse.

- Rolle der Medien zwischen Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft (Medienpolitik, Medienstrukturen; Neue Medien; Cyberdemokratie).

- das politische und rechtliche System Österreichs und der Europäischen Union sowie politische Systeme im internationalen Vergleich (Grundzüge von Verfassung, politischem System, Verwaltung und Rechtssprechung; Sozialpartnerschaft; Umfassende Landesverteidigung; Europäischen Union; Europarat; Demokratiemodelle).

  • HTL: Bildungs- und Lehraufgabe

Die Schüler/innen können den Beitrag der Medien zur Politikgestaltung einschätzen sowie politikrelevante Medienerzeugnisse auf ihre Intentionen hin kritisch untersuchen (Medien und Öffentlichkeit).

  • HTL: II. Jahrgang

Funktion von Parteien in der Demokratie; die wichtigsten österreichischen Parteien und Interessensverbände. Medien und ihre Auswirkungen auf die Politik; Analyse von Medienerzeugnissen und Erkennen der zugrundeliegenden Intentionen; Nutzung medialer Möglichkeiten der Partizipation.

  • HAK: IV. Jahrgang

Die Zweite Republik; Veränderungen im politischen Sys - tem, politische Partizipation; Außenpolitik, Österreichs Auseinandersetzung mit seiner Geschichte.

  • HAK: IT-Bezug

Einbeziehung des Internets, Tageszeitungen, Filme, Bilder, Karikaturen, Auswertung von Statistiken.

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