Politische Parteien im Unterricht
Klaus Edel, Bettina Paireder, Paul Ruhaltinger, Harald Ruiss, Wolfgang Zeilinger
1. Konzeptive Überlegung zur Gestaltung didaktischer Szenarien
Themen, die im Zusammenhang mit der Politischen Bildung stehen, sollen im Zuge problemorientierter Fragestellungen durch die Schüler/innen erarbeitet werden, um diesen die Möglichkeit einzuräumen, sich den Themenfeldern eigenständig und kritisch zu nähern. Eine tiefgreifende Analyse der Themen, die anhand von Kernfragen (siehe unten) erfolgen soll, ersetzt hierbei die bloße Aufzählung von Fakten, Daten und Zahlen. Die Schüler/innen sollen vielmehr durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Themenbereichen begreifen bzw. erkennen, dass Politik nicht als abstraktes Konstrukt zu verstehen ist, sondern unmittelbar mit ihnen als Person in einem konkreten Zusammenhang steht. Die folgenden Unterrichtsbeispiele sollen deshalb engen Bezug auf die Lebenswelt bzw. -umgebung von Schüler/innen nehmen, um aufzeigen zu können, dass Entscheidungen, die Politiker/innen treffen, direkten, unmittelbaren Einfluss auf ihr Leben haben.
- Welche Funktionen haben politische Parteien?
- Welche Auswirkung/Nachwirkung hat die politische Lagerbildung in Österreich?
- Wieweit unterscheiden sich oder stimmen die Standpunkte der im Parlament vertretenen Parteien bei wichtigen politischen Fragen überein?
2. Die Implementierung des Kompetenzmodells
Die Aufgabe der Politischen Bildung ist es, die Schüler/innen bei ihrem Kompetenzerwerb(1) zu unterstützen. Das Thema „politische Parteien“ spricht insbesondere die Handlungs-, Urteils- und Methodenkompetenz an, aber auch die politische Sachkompetenz findet ihren Platz. Beispielsweise wird bei der selbstständigen Analyse der Homepages und der Parteiprogramme durch die Schüler/innen das Hauptaugenmerk auf die Aneignung und Erweiterung der politischen Urteilskompetenz gelegt, da hierbei fremde Urteile hinterfragt werden und selbstständig Urteile zu treffen sind. Notwendige Teilkompetenzen sind daher u.a. die Qualitätsprüfung der Urteile, die Bereitschaft zur Reflexion, inwieweit diese von den Interessen sozialer Gruppen oder von politischen, sozialen oder ökonomischen Verbänden bzw. lokalen, regionalen oder überregionalen Organisationen beeinflusst werden, die Interessens- und Standortgebundenheit und die Einbeziehung von Folgen und Auswirkungen von Urteilen.
Übungen, die auf Begrifflichkeiten und Strukturen eingehen, beziehen sich auf die politische Sachkompetenz.
Auch die politische Handlungskompetenz steht im Fokus der folgenden Unterrichtseinheiten. Die Schüler/innen lernen dabei politische Konflikte auszutragen, eigene politische Positionen zu artikulieren, politische Positionen anderer zu verstehen und aufzugreifen, sowie an der Lösung von gesellschaftlichen Problemen mitzuwirken.
Letztlich wird auch die politikbezogene Methodenkompetenz der Schüler/innen aufgebaut, indem sie fertige Manifestationen des Politischen verstehen und hinterfragen lernen, sowie eigene Manifestationen aufbauen sollen, um die eigene politische Willensäußerung zu unterstützen.
3. Lernziele
- Politische Parteien sollen von den Schüler/innen als wichtige Instrumentarien einer repräsentativen Demokratie erfasst werden.
- Schüler/innen sollen politische Parteien als organisierte Zusammenschlüsse gleichgesinnter Staatsbürger/innen erkennen und den Zweck von Parteien, nämlich Einfluss zu gewinnen und die politische Willensbildung mitzubestimmen, verstehen.
- Durch Recherche sollen wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Interessen der Parteien herausgearbeitet, interpretiert und bewertet werden.
- Die Schüler/innen sollen erkennen, dass politische Parteien als zentrale Akteure bei Wahlen fungieren und das wichtigste verbindende Element zwischen den demokratisch bestellten Verfassungsinstitutionen – Parlamenten und Regierungen auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene – und der Bevölkerung darstellen.
4. Lehrplanbezug(2)
Grundsatzerlass zur Politischen Bildung für alle Schultypen und Unterrichtsfächer Sekundarstufe I und II(3)
- (A)HS: 4. Klasse
- Österreich – die Zweite Republik: politisches System, außenpolitische Orientierung, Wirtschafts- und Sozialpolitik im Wandel; Neue Soziale Bewegungen (Umweltbewegung, Frauenbewegung)
- Demokratie und Möglichkeiten ihrer Weiterentwicklung (Formen der Mitbestimmung, e-Democracy); Zukunftschancen im Spannungsfeld zwischen persönlichen und gesellschaftlichen Anliegen.
- AHS: 7. Klasse
politisches Alltagsverständnis, Motivationen und Möglichkeiten politischer Beteiligungs-, Entscheidungs- und Konfliktlösungsprozesse.
- HTL: Bildungs- und Lehraufgaben
Die Schülerinnen und Schüler können
- die Geschichte der wichtigsten politischen Akteurinnen und Akteure sowie Bewegungen charakterisieren sowie zu deren aktuellen Zielen und Umsetzungen begründet Stellung nehmen (Politische Akteurinnen/Akteure);
- die Strukturen und Funktionsweisen des österreichischen politischen Systems erklären und sind befähigt, sich aktiv auf Basis der Bürger- und Menschenrechte am politischen Geschehen zu beteiligen (Politische Systeme und Recht);
- den Beitrag der Medien zur Politikgestaltung einschätzen sowie politikrelevante Medienerzeugnisse auf ihre Intentionen hin kritisch untersuchen (Medien und Öffentlichkeit).
- HTL: II. Jahrgang
Funktion von Parteien in der Demokratie; die wichtigsten österreichischen Parteien und Interessensverbände. Medien und ihre Auswirkungen auf die Politik; Analyse von Medienerzeugnissen und Erkennen der zugrundeliegenden Intentionen; Nutzung medialer Möglichkeiten der Partizipation.
- HAK: Bildungs- und Lehraufgaben
im Sinne der politischen Bildung demokratische, den Werten der Menschenrechte verpflichtete, Grundhaltung lernen, zu aktiver Teilnahme am öffentlichen Geschehen fähig werden und auf der Basis von reflektierter Identität die Bereitschaft zur unvoreingenommenen Begegnung und Auseinandersetzung mit Fremden und Fremdem entwickeln sowie Missbrauch von Macht, Rechtsnormen und politischen Institutionen erkennen und diesem begegnen können.
- HAK: IV . Jahrgang
Demokratie, Menschenrechte, Sicherung des Weltfriedens, Friedens- und Konfliktforschung; internationale Konferenzen und Abkommen; Migration und ihre Folgen; Minderheiten und Volksgruppen; Entwicklungstendenzen der Weltwirtschaft, Globalisierung, gesellschaftlicher und kultureller Wertewandel, Emanzipation, offene Gesellschaft, Fundamentalismus.
dgpb © Klaus Edel, Bettina Paireder, Paul Ruhaltinger, Harald Ruiss, Wolfgang Zeilinger