Ergänzende Informationen zu " Das Werk" von Elfriede Jelinek

Abb. 97 Elfriede Jelinek

Themen: Naturzerstörung; Ausbeutung; Mythos; verdrängte Vergangenheit; Profitgier

Die große österreichische Dichterin (Nobelpreisträgerin für Literatur 2004) hat „Das Werk“ 2002 im Berlin Verlag veröffentlicht. Es ist Teil einer Trilogie „In den Alpen“, einem Auftragswerk der Bayrischen Kammerspiele. Die drei darin erschienenen Theaterstücke setzen sich mit dem Gegensatz Natur/ Technik und im weitesten Sinn mit Arbeit auseinander.

Sie beinhalten Heimat- und Technikkritik. Beim „Werk“ geht es um die radikale Infragestellung eines österreichischen Mythos, Kapruns, eines der weltgrößten Speicherkraftwerke, als nationales Denkmal in den Nachkriegsjahren mit Marschallplanhilfe fertiggestellt, aber schon in den 20er Jahren angedacht und im Nationalsozialismus (Spatenstich von Hermann Göring!) begonnen.

Typisch für Elfriede Jelinek ist das schonungslose Aufdecken der Hintergründe, der Missbrauch von Zwangsarbeitern für „das Werk“, die hohe Anzahl an Todesopfern, die der Bau gefordert hat. Die Motive „zerstörte Natur“ und Auswirkungen von Massentourismus, die Thematisierung der Katastrophe am Kitzsteinhorn (der Brand der Gletscherbahn), die Auswirkungen von Sportunfällen (Hermann Maier), aber auch der Umgang mit der Vergangenheit, die Ignoranz gegenüber Opfern und Hinterbliebenen werden in provokanter und extrem gesellschaftskritischer Art und Weise behandelt. Die absolute Schonungslosigkeit der Darstellung, die typisch für Elfriede Jelinek ist und für Verstörung sorgt, ist auch hier durchgängiges Merkmal des sprachkünstlerischen Textes. Es gibt keine eigentliche Handlung, es werden Monologe aneinandergereiht, Textteile aus verschiedenen Genres montiert, seien es Märchenelemente, Ereignisse aus der Populärkultur, Presseberichte, die Bundeshymne etc. Bei der Wiener Aufführung 2003 im Akademietheater (auf Video erhältlich) hat der junge und kreative Regisseur Nicolas Stemann auch mit Filmausschnitten (Das Lied von Kaprun), Hip-Hop- Musik (Sportfreunde Stiller) und Arbeiterchören, die wunderschön Schubertlieder singen, gearbeitet, er hat also das Montageelement auch auf Visuelles und Akustisches über den Text hinaus erweitert und damit den Jelinektext sehr gekonnt auf die Bühne gebracht. Die seinerzeitige Aufführung ist bei Jugendlichen sehr gut angekommen, die Konzentration auf die Texte hätten sie wahrscheinlich nur beim Durchlesen nicht so aufrecht erhalten können und der gemeinsame Theaterbesuch hat sie für das Thema interessiert und motiviert weiter darüber zu forschen. Ein Arbeiten mit dem Video der Aufführung im Unterricht bietet sich an.

Zu den biografischen Daten von Elfriede Jelinek